Lautverschiebung

Lautverschiebung
Laut|ver|schie|bung 〈f. 20; Sprachw.〉 gleichartige Veränderung verwandter Laute; →a. germanische, hochdeutsche Lautverschiebung

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Laut|ver|schie|bung, die (Sprachwiss.):
nach bestimmten Gesetzen erfolgte Veränderung der Konsonanten im Laufe der Sprachgeschichte (z. B. b zu p, d zu t):
die erste oder germanische L.;
die zweite oder hochdeutsche L.

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Lautverschiebung,
 
systematischer Wandel artikulatorisch verwandter Konsonanten innerhalb einer Sprache. Der Terminus stammt von J. Grimm und bezeichnete ursprünglich die bei der Ausgliederung der germanischen Sprachen aus der indogermanischen Grundsprache erfolgten Veränderungen, die die germanischen Sprachen damit von allen anderen indogermanischen Sprachen abgrenzen.
 
In der ersten (germanischen) Lautverschiebung wurden 1) die stimmlosen Verschlusslaute (p, t, k) zu stimmlosen Reibelauten (f, þ, χ) im Anlaut und im Inlaut unmittelbar hinter dem alten Wortton, in allen anderen Stellungen jedoch zu stimmhaften Reibelauten (β, ȓ, ɣ; vernersches Gesetz): z. B. pater, altnordisch fađir »Vater«; ausgenommen waren dabei u. a. konsonantische Verbindungen wie st, sp, sk, die als solche erhalten blieben; 2) die behauchten stimmhaften Verschlusslaute (bh, dh, gh) wurden zu stimmhaften Reibelauten (β, ȓ, θ), schließlich zu stimmhaften Verschlusslauten (b, d, g): z. B. indogermanisch ghostis, neuhochdeutsch Gast; 3) die stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) wurden zu stimmlosen (p, t, k): z. B. lateinisch decem, englisch ten »zehn«.
 
Die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung trennt die hochdeutschen Mundarten einschließlich des Langobardischen von allen anderen germanischen Sprachen. Ihr Ergebnis ist das althochdeutsche Konsonantensystem, das in wesentlichen Zügen im Neuhochdeutschen erhalten ist. Im Zuge der zweiten Lautverschiebung wurden 1) die germanischen stimmlosen Verschlusslaute (p, t, k) im Anlaut und im Inlaut nach Konsonant sowie bei Verdoppelung zu Affrikaten (pf, tz/z, ch [kx]): z. B. niederdeutsch dal, hochdeutsch Tal, sonst zu doppelten stimmlosen Reibelauten (ff, ss, hh/chch): z. B. niederdeutsch water, maken, hochdeutsch Wasser, machen; 2) die germanischen stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) zu stimmlosen (p, t, k): z. B. niederdeutsch dag, hochdeutsch Tag; 3) die germanischen stimmhaften Reibelaute (β, ȓ, ɣ) zu stimmhaften Verschlusslauten (b, d, g): z. B. niederdeutsch geven, hochdeutsch geben. Im Gegensatz zur ersten Lautverschiebung wurde die zweite Lautverschiebung im hochdeutschen Sprachraum in sehr unterschiedlichem Ausmaß wirksam; zwischen den niederdeutschen Mundarten, die die zweite Lautverschiebung nicht zeigen, und den schweizerischen, die sie vollständig durchführen, findet sich ein breites Übergangsgebiet (deutsche Mundarten).
 
Die erste Lautverschiebung wird zwischen 500 v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. angesetzt, die im 6. Jahrhundert n. Chr. zuerst bezeugte zweite Lautverschiebung gilt als im 7. Jahrhundert n. Chr. abgeschlossen. Als Ursprungszentrum der zweiten Lautverschiebung wird überwiegend der Süden des Verbreitungsgebiets angesehen.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Sprache: Varietäten, Familien, Stämme
 

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Laut|ver|schie|bung, die (Sprachw.): nach bestimmten Gesetzen erfolgte Veränderung der Konsonanten im Laufe der Sprachgeschichte (z. B. b zu p, d zu t): die erste oder germanische L.; die zweite oder hochdeutsche L.

Universal-Lexikon. 2012.

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